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Die Versöhungskirche

(nach einer Textvorlage von Pastor i.R. Hans-Joachim Stark)


Die Anfänge
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Am 10. März 1968 ist die Versöhnungskirche geweiht worden. Aber angefangen hat alles schon fast 10 Jahre früher. Die Kirche und des Gemeindezentrum sind nach dem Entwurf des Architekten Hans-Jochen Feddersen.
Viele Einzelheiten sind auf einer Urkunde abgedruckt, die bei der Grundsteinlegung am Erntedanktag, dem 3.10.65, eingemauert wurde.
Für den neuen Gemeindebezirk, der etwa 4500 Menschen umfasst, wird eine neue Pfarrstelle (Husum VII) eingerichtet. Pastor Dieter Schoeneich aus Berlin wird auf Vorschlag des Kirchenvorstandes vom Bischof ernannt und nimmt am 1.1.67 seinen Dienst auf. Vieles muss noch geregelt, beschlossen und angeschafft werden, ehe die Gemeindearbeit losgehen kann. Die Kirchenvorstandsprotokolle der nächsten Monate zeigen, dass sich besonders die Beschlüsse über die endgültige Gestalt von Kanzel, Altar, Taufbecken, Kreuz und Eingangstür als schwierig erweisen. Die immer wieder verzögerte Lieferung dieser Teile ist dann auch schuld an der verspäteten Einweihung unserer Kirche. Ursprünglich schon für Pfingsten 1967 vorgesehen, musste der Termin immer wieder verschoben werden. Am Totensonntag 1967 zog die Gemeinde zum ersten Mal zur Feier des Gottesdienstes in die noch unfertige Kirche um. Bis dahin hatte sie im Gemeindesaal gefeiert. Endlich, am 9.2.68, lesen wir im Protokoll des Kirchenvorstandes: „Die Einweihung soll am 10.3.68 stattfinden… Die Kirche soll den Namen ‚Versöhnungskirche‘ haben.“

Umbauten
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Wer die Versöhnungskirche viele Jahre nicht gesehen hat, wird vielleicht staunen. Denn trotz der noch jungen Geschichte mussten wir doch schon mehrere einschneidende bauliche Veränderungen vornehmen.
1. Schon von Beginn war die eigentlich wunderschöne kupferne Eingangstür der Kirche ein „Sorgenkind“. Der schwere Türdrücker musste mehrfach repariert werden, die verwendeten Materialien (Kupfer auf Stahl) arbeiteten mehr als erwartet, und das raue Nordseeklima setzte dem Kleber der Kupferstreifen schwer zu. Es nutzte nichts; die Funktion der Tür war bald so eingeschränkt, dass der Kirchenvorstand im Einvernehmen mit dem Künstler, Herrn Pit von Friehling, dem Architekten, Herrn Hans-Jochen Feddersen, und dem Bausachverständigen des Nordelbischen Kirchenamtes sich zum Einbau einer neuen Tür entschloss. So bestimmt nun den Eingangsbereich eine von unserem Architekten entworfene und von der Firma Otto Reinhold in Wobbenbüll hergestellte Eichentür. Sie ist – anders als die alte – so gestaltet, dass sie Licht in den Vorraum und damit in das hintere Kirchenschiff fallen lässt. Die alte Tür hat ihren Platz an der Wand des hinteren Nebenraumes der Kirche gefunden.
2. Auf alten Fotos ist es noch zu sehen: Der Kirchturm der Versöhnungskirche erstrahlte ursprünglich in weißer Farbe! Auch hier hat die Witterung das strahlende Weiß schnell in ein unansehnliches Grün und Grau verwandelt. So entschloss sich der Kirchenvorstand zu einem massiven Schritt: Die weiße Farbe wurde abgestrahlt, Kirche und Turm zeigen nun mit ihren roten Klinkern ein einheitliches Gesicht.
3. Um die dritte große Veränderung wahrzunehmen, muss man schon genau hinsehen. Das gesamte Gemeindezentrum ist ja mit einem Flachdach gedeckt. Dass Flachdächer ihre eigenen Probleme haben, ist inzwischen weithin bekannt. So mussten auch die Flachdächer unseres Gemeindehauses völlig neu gestaltet werden. Durch eine verbesserte Dichtungsschicht sind sie ein gutes Stück dicker geworden. Und statt der weißen Außenkante, die auch auf alten Bildern noch gut zu erkennen ist, sind nun alle Dachüberstände mit den gleichen Schieferplatten verkleidet, mit denen auch das Kirchendach und der Turm eingedeckt sind.

(Anmerkung: Inzwischen hat das Gemeindezentrum schon das dritte Dach, diesmal mit einer kleinen, aber sehr effektiven Neigung, hergestellt durch entsprechend geformte Styropor-Elemente. Das Ergebnis ist sehr gut. Wir haben bisher keine weiteren Schäden mehr entdecken können. Es scheint so, als ob jetzt eine dauerhafte Lösung gefunden sei.)

25 Jahre
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25 Jahre Versöhnungskirche, damit ist ein Zeitraum markiert, in dem sich eine neue Gemeinde in einem neuen Stadtteil gebildet hat. Sieht man Fotos aus der Anfangszeit, dann spürt man: Das waren Jahre des Aufbruchs, des Neuanfangs! Husum veränderte sein Gesicht. Überall wurde gebaut. Viele Menschen fanden hier im Norden unserer Stadt ein neues Zuhause.
Auch die kirchliche Arbeit der Anfangszeit, geprägt durch die Persönlichkeit des ersten Pastors, Dieter Schoeneich, atmete den Geist des Aufbruchs, wie er die späten sechziger Jahre in unserem Land kennzeichnete. Das politische Bewusstsein war durch die Studentenbewegung wachgerüttelt. Die Kirche entdeckte neue Arbeitsbereiche und setzte auch in der gesellschaftspolitischen Diskussion neue Akzente. Die Ostdenkschrift der EKD, kritische Stellungnahmen zum Vietnam-Krieg, Bewusstsein für die Dritte Welt und Parteinahme für die Randsiedler der Gesellschaft mögen hier als Beispiel stehen.
Inzwischen ist das schon wieder Vergangenheit. Jahre der Konsolidierung folgten. Auf Pastor Schoeneich, der von 1967 bis 1971 in Husum Dienst tat, folgte Pastor Jürgen Heering. In seine Amtszeit (1971-1977) fällt die Aufteilung der Husumer Großgemeinde und die Gründung der Gemeinde Husum-Nord (Friedenskirche und Versöhnungskirche).
Pastor Hans-Joachim Stark war der dritte Pastor an der Versöhnungskirche seit l978 und war es stolze 33 Jahre bis er im Jahre 2011 in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde.
Auch wenn wir Kirche in einer Stadt sind, so ist doch bei uns „die Kirche im Dorf geblieben“. Für unseren Stadtteil ist unsere Kirche so etwas wie der Mittelpunkt. Es gibt in unserem Gemeindebezirk keine Gastwirtschaft und außer dem „Haus der Jugend“ auch kein anderes Kommunikationszentrum. So ist unser Gemeindezentrum für viele der Ort, an dem man sich trifft, an dem man miteinander ins Gespräch kommt und Neuigkeiten austauscht. Wir glauben, auch das ist ein Stück Lebensqualität.

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versöhnungskirche Husum
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Als die Versöhnungskirchengemeinde zum 1. Januar 1989 eine selbständige Kirchengemeinde wurde, da wurde nach einer Gemeindebezeichnung gesucht, in der der schöne Name der Kirche gebührend zum Tragen kommt.
Von der Gründung 1967 bis Ende 1976 war der Gemeindebezirk Teil der Großgemeinde Husum, zu der ursprünglich auch noch Schobüll dazugehörte. Es lässt sich leicht denken, dass die Arbeit im Kirchenvorstand, in den alle Gemeindebezirke ihre Vertreter und Vertreterinnen entsandten, wegen der großen Zahl von Mitgliedern recht mühsam war. Die Sitzungen dauerten endlos lange, denn es mussten ja die Belange aller Gemeindeteile besprochen und entschieden werden.
Nachdem sich Schobüll und später auch Rödemis von der Großgemeinde getrennt hatten, wurde diese zum Ende 1976 ganz aufgelöst. Es entstanden die drei neuen Gemeinden St. Marien, Christuskirche und Husum-Nord.
(Nachdem die Gemeinde Schobüll wieder an die Stadt Husum angegliedert wurde, gehört nun auch die Kirchengemeinde Schobüll wieder zu den Husumer Kirchengemeinden.)
Auch die Gemeinde Husum-Nord war noch recht groß (es war die mitgliederstärkste Gemeinde des Kirchenkreises). Hinzu kam, dass sie aus zwei relativ getrennten Bezirken mit jeweils einem kompletten Gemeindezentrum bestand. Hier ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu erzeugen, erwies sich bald als sehr mühsam, ja fast unmöglich. Um die Kräfte zu bündeln und die Arbeit auf das je eigene Zentrum zu konzentrieren, beschloss der Kirchenvorstand deshalb am 29.8.1988, die Gemeinde zu teilen.

Besonderes
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Jede Gemeinde hat ihre besondere Ausprägung. Neben den Gottesdiensten und Amtshandlungen, neben den Gruppen und Kreisen, die sich regelmäßig treffen, gibt es herausgehobene Veranstaltungen, die sozusagen die „Bonbons“ im Laufe des Jahres sind.
Die Kirche ist mit einer sehr guten Orgel (gebaut von der Firma WALCKER) ausgestattet, welche mit einer ausgezeichneten Akustik in unserer Kirche zum Tragen kommt.
Auch übt in unseren Räumen der Chor ‚Cantabile‘ und ist in regelmäßigen Abständen in unseren Gottesdiensten zu hören.

Zahlen
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Als der Gemeindebezirk „Husum-Nord“ gegründet wurde, ging man von einer Gemeindegliederzahl von 4500 aus. Aber diese Zahl stieg durch weitere Neubauten und den Zuzug junger Familien stetig an. Als eine Größe von ca. 5100 erreicht war, wurden die Gemeindegrenzen neu geschnitten: Die Hinrich-Fehrs-Straße und der Marienhofweg kamen zum Bezirk „Christuskirche“, die Theodor-Schäfer-Straße und die Straße Am Fischerhaus zur Friedenskirche.
Die junge Gemeinde war auch von denen her, die dazugehörten, eine „junge“ Gemeinde. Viele Kinder und Jugendliche bestimmten das Bild. Später nie wieder erreichte Taufzahlen von über 80 pro Jahr belegen dies eindrücklich. Auf der anderen Seite reichte für eine Adventsfeier für die älteren Gemeindeglieder, zu der 1967 die Gemeindebezirke „Versöhnungskirche“ und „Friedenskirche“ gemeinsam einluden, der Saal des Gemeindehauses St.Marien aus: 128 Gemeindeglieder nahmen teil.

Ausblick
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Die Gestalt unserer Kirche und ihr Name machen Mut für die Zukunft.
Unsere Kirche ist einem Zelt nachempfunden. Das soll zweierlei zum Ausdruck bringen: Einmal erinnert es uns daran, dass Gott in Jesus Christus unter uns Wohnung genommen hat, dass er gleichsam bei uns Menschen sein Zelt aufgeschlagen hat, um uns nahe zu kommen.
Zum anderen aber mahnt uns das Zelt, nicht zu vergessen, dass wir auf dem Wege sind, dass wir uns nicht hier in der Welt fest einrichten sollen, sondern dass wir leben dürfen in der Hoffnung auf Gottes Ewigkeit, auf die wir zugehen.
Und der Name „Versöhnungskirche“ erinnert an den wunderschönen Abschnitt aus dem 2. Korintherbrief, in dem der Apostel Paulus schreibt:

„Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber
und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu
und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns;
so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Getragen von dieser Zusage, können wir getrost in die Zukunft unserer Gemeinde gehen. Gott wird helfen, dass unsere Kirche noch lange ein Zeichen für seine Versöhnung mit uns und damit ein Aufruf zur Versöhnung unter uns bleibe.

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